Geschätzt kam Freddy vor ungefähr 15 Jahren zur Welt. Er muss dann ein paar unheimlich verwöhnte Jahre im Haushalt einer älteren Frau gelebt haben. Selbst Jahre später ist er hing er alten Frauen förmlich am Rockzipfel. Der Nachteil des kompletten Verwöhnungsprogramms: Grundlegende Kommandos oder ein Grundmaß an Erziehung kannte er gar nicht. Und Zahnreinigung schien auch ein Fremdwort zu sein, stattdessen gab es wohl eher nur Leberwurstschnittchen und Nassfutter.
Seine Halterin muss dann verstorben sein. Offensichtlich musste er da ein paar schwierige Momente mitmachen: Wenn man danach auf dem Sofa lag kam der Hund nur sehr schwer damit klar und legte die Zähne blank, wenn jemand sich näherte. Es ließ uns etwas erahnen, was ich nicht unbedingt ausführen will.
Der Hund kam dann in recht zweifelhafte Verhältnisse. Ich weiß nicht, ob als Erbschaft, Tierschutz oder wie auch immer. Fakt ist, dass die Halter mehr als überfordert waren. Grundsätzlich wurde er wohl am Geschirr hochgerissen und getragen. Das führte zu einigen Rippenbrüchen, wieder und wieder. Und auch dazu, dass er sich gar nicht mehr hochnehmen und tragen ließ. Gleiches galt für Griffe an den Hals/Nacken. Durch den Herren des Hauses wurde bitterböse auf den Hund geschimpft. Der knurre ja immer, wenn man ihn anleinen wollte oder vom Sofa werfe. Außerdem sei er super bissig, das habe er festgestellt, als er ihn daraufhin mal "..in den Arsch getreten hätte und der Hund danach nach ihm geschnappt hat". Die Einladung zur Pulle Export nahm meine Frau nicht an und brachte Freddy (zugegebenermaßen gegen meinen Willen!!) mit nach Hause.
Das war im November 2004. Freddy war komplett verfloht, hatte Räudemilben und bis auf einige Deckhaare so gut wie kein Fell mehr. Hinzu kamen ein Herzfehler und Wasser in der Lunge. Die Zähne waren derart verfault, dass sechs oder sieben direkt gezogen wurden und der Tierarzt eigentlich von weiteren größeren Narkosen abgeraten hatte. Die Prostata war bis zum Ende erheblich vergrößert und machte so das Kot absetzen zum Teil zur Qual.
In den folgenden Jahren erlebten wir einen zufriedenen, glücklichen und dankbaren Zweithund mit großer Klappe, Terrier eben! Nach und nach kamen die Fortschritte wie von selbst, ohne großen Druck. Er ließ sich nach und nach wieder ans Geschirr nehmen, das Hochheben ließ er jedoch immer noch nicht zu und auch beim Festhalten schnappte er schon mal. Als er dann einen größeren Bissabzess am Kopf hatte, wurde die Reinigung zur schweißtreibenden Tagesaufgabe.
Seit einem halben bis dreiviertel Jahr baute er dann rapide ab. Rausgehen war nicht mehr das Tollste für ihn und Fressen musste nicht unbedingt sein. Die zunehmende Blindheit konnten wir noch durch Klopfgeräusche auf den Boden überlisten, als die Taubheit mit dazu kam, blieben nicht mehr viele Möglichkeiten offen. Ich habe den Hund dann zwischen meinen Beinen in die richtige Richtung lotsen müssen und liebevoll "in den Arsch treten müssen". Hochheben war nämlich weiterhin Fehlanzeige. Ich habe mir viele Gedanken gemacht und mit einigen von euch auch recht intensive Gespräche geführt: Dafür an dieser Stelle mein Dank an euch.
In den letzten beiden Wochen..., das habe ich jetzt alles wieder gelöscht und fasse mich kurz: Er baute zunehmend ab!
Heute habe ich dann auf mein Herz, die Vernunft und die Stimme der freundschaftlichen Verantwortung gehört und habe Freddy zum letzten Mal an die Leine genommen. Dass das wohl der richtige Weg war, hat er mir mit einer einzigartigen Geste des Vertrauens und der Dankbarkeit gezeigt:
Er ließ sich schwanzwedelnd hochheben und unter Hals und Bauch streicheln!
Gute Reise, Opa! Und bestell dem Dicken alles Gute, wenn du angekommen bist...
LG
Thomas
In Irrtum verfallen, beschieden ist's allen. In Irrtum verharren bleibt Vorrecht der Narren!
RE: Tschüss Freddy!
in Himmelspforten 20.05.2011 22:01von Kiraundco • Stamm User | 1.745 Beiträge
Hallo Thomas,
fühle Dich fest umarmt ....
Das Du für Freddy den passenden Zeitpunkt erkannt hast, ist wohl eindeutig klar, Deinen letzten Sätzen nach zu urteilen.Deutlicher hätte er wohl kaum zeigen können, dass es weder zu früh oder zu spät war. Sein Abschiedsgeschenk an Dich, läßt wohl kaum Zweifel daran offen.
Freddy wird jetzt bestimmt mit dem Dicken zusammen, gesund und munter über die tollen Wiesen im Regenbogenland rennen.
Und ich will ja fest daran glauben, dass wir uns eines Tages auch alle wieder sehen.
Mache es gut kleiner Freddy, ich wünsche Dir ein gute Reise und grüße auch alle meine Fellnasen, die schon voraus gegangen sind.
Angie
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www.easydog.de
die clevere Alternative rund um den Hund
Freddy und ihr habt offensichtlich Alles richtig gemacht !
Er hatte genug Zeit sich vom Verwöhnen und vom Gequält werden zu erholen
und konnte bei euch ein richtiger "Hund" sein .
Und nach einem langen Leben hat er dir noch einen Wunsch erfüllt : alles gut am Ende !
Jetzt braucht ihn keiner mehr hochzuheben - jetzt kann er schweben
Über die Wiesen am Regenbogen
Leb wohl Freddy !
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